Fritz Winter in der Neuen Pinakothek

Pinakothek der Moderne, München, Fritz Winter
© Fritz-Winter-Stiftung

In Reihen- und Rechteckbildern, dicht verwobenen Farbfeldern und exzessiven Übermalungen untersucht Fritz Winter Farbraum und Farbbewegung, Visualität und Serialität. Spätestens seit seinem vielbeachteten Auftritt auf der ersten documenta in Kassel 1955 gilt Fritz Winter (1905-1976) als einer der wichtigsten deutschen Vertreter der abstrakten Malerei und als Aushängeschild der Nachkriegsmoderne in der Bundesrepublik. Seine sogenannten Farbraum-Modulationen des Jahres 1964 sind meditative Streifenbilder, in denen der Künstler mithilfe weich abgestimmter Hell-Dunkel-Kontraste sowie Warm-Kalt-Polaritäten die Farbe zum »Atmen« und die Fläche zum »Vibrieren« bringt. Ab 1965 übermalt Winter die Bildlösungen der Vorjahre in weiten Teilen. Leichtigkeit und Unschärfe weichen Konzentration, Komplexität und  Verfestigung. Als 1968 die Linie als formales Gestaltungselement zunehmend an Bedeutung gewinnt, wird das Primat der reinen Farbe durch flächig-plakative Kompositionen abgelöst. Ohne die Natur selbst zum Gegenstand zu machen, öffnet der Maler den farbigen Bildraum für Naturassoziationen und kommt so zu gänzlich neuen Bildformen. Inhaltlich knüpft Fritz Winter an seine Bildraumkonzepte der 1930er Jahre an – an Naturformen und Bilder innerer Landschaften. Es ist ein neuer Ansatz im Werk des ehemaligen Bauhausschülers, das »Innere der Natur« zu erkunden, und zugleich eine Rückbesinnung auf seine Lehrer Wassily Kandinsky und Paul Klee. Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne ist noch bis 28. Februar 2016 zu sehen und präsentiert diesen wenig bekannten Aspekt des Werks von Fritz Winter erstmals in dieser Breite. Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm für Kinder, Familien und Erwachsene begleitet die Ausstellung.
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